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Eine Statistik, die auf Punkt und Komma darlegt, mit welchen Problemen sich Paare am häufigsten herumschlagen, existiert nicht. Jedenfalls nicht meines Wissens.
Was ich Ihnen hier vorstellen kann, sind meine persönlichen Erfahrungen.
Anliegen 1 – „Tag für Tag derselbe Mist!“
(O-Ton eines Klienten)
Viele Paare werden von immer wiederkehrenden ähnlichen Schwierigkeiten geplagt, bisweilen regelrecht heimgesucht.
Manche dieser Probleme sind ein tägliches „Geschäft“, andere tauchen nach Phasen der Ruhe (einige Wochen oder Monate) wie aus dem Nichts wieder auf und vergiften das Miteinander.
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Bisher haben Sie allerdings nicht den richtigen Dreh gefunden, Ihre Situation dauerhaft zum Positiven zu wenden.
Zur Veranschaulichung einige typische, wenn auch verfremdete Begebenheiten aus dem Alltag zahlreicher ehelicher wie nicht-ehelicher Gemeinschaften.
Es sind dies beispielsweise ein „ewiges“ Streiten über
- gänzlich unterschiedliche Ansichten zu bestimmten Themen (Er: „Kunst ist was für unausgefüllte Zeitgenossen.“ Sie: „Hör endlich auf, so abfällig über meinen Beruf / mein Hobby zu reden! Ich mach‘ das mit dem, was dir wichtig ist, ja auch nicht!“)
- gewisse Verhaltensweisen, die der eine als durchaus akzeptabel, der andere aber als störend empfindet, wobei provozierende Äußerungen die Situation leicht eskalieren lassen (Sie: „Häng‘ doch einmal, nur ein einziges Mal, das Handtuch richtig auf und wirf es nicht einfach über den Halter. Das kann doch nicht so schwer sein! Kannst doch sonst auch immer alles!“ Er: „Warum? Warum muss das Handtuch gerade hängen? Machst du Führungen durchs Badezimmer? Kommt demnächst eine Reisegruppe?“)
- Situationen, in denen sich einer oder beide Partner:innen in der persönlichen Freiheit beschnitten, schlecht behandelt, nicht wahr- oder nicht ernst genommen fühlen (Sie: „Wenn du mir nur mal richtig zuhören würdest! Alles muss ich dreimal sagen!“ Er: „Mach ich doch. Ich hör dir doch zu. Wenn du mir erzählst, was es zum Abendessen gibt, bin ich ganz Ohr!“)
Und nein:
Das passiert nicht nur Frauen!
Ebenso
- die frustrierende Erfahrung zu machen, immer wieder aneinander vorbeizureden und sich häufig misszuverstehen: „Du hast klar und deutlich von Urlaub gesprochen. Und jetzt sagst du, das stimmt nicht.“ – „Ich habe eine kurze Auszeit gemeint. Ein Wochenende oder so. Freitagabend oder Samstagmorgen losfahren, Sonntagabend wieder heim. Ich kann im Moment nicht kürzertreten!“
- unerwünschte Einflüsse durch Ihr familiäres Umfeld, die Ihnen als Paar kräftig zu schaffen machen: „Jetzt hat deine Mutter schon wieder davon angefangen! Wann hört das endlich auf?“ – „Mama ist halt so. Die ändern wir nicht mehr. Du nimmst das alles viel zu persönlich.“ – „Ich nehm‘ das überhaupt nicht zu persönlich! Du spielst das ständig runter, weil du auf lieb Kind machen willst. Und weil es dir scheißegal ist, wie man in deiner Familie mit mir umgeht!“
- ein nicht (endgültig) ausdiskutiertes Thema, das Sie einmal besser, einmal schlechter zur Seite packen können, das Ihnen aber selbst in „Friedenszeiten“ wie ein Mühlstein auf der Brust liegt.
Nur ein Beispiel von vielen:
„Ich möchte bitte darüber sprechen, warum du damals eine Affäre hattest. Ich will und muss das verstehen können. Und ich muss doch sagen dürfen, wie weh mir das alles getan hat!“ – „Lass doch endlich die Vergangenheit sein. Was soll denn ein Wiederkäuen bringen? Was passiert ist, ist passiert!“
Bei Problemen dieser Strickart gibt es, wenn man nicht nach einem Ausgang sucht, letztlich nur zwei Möglichkeiten:
Man macht weiter wie bisher und nimmt hin, dass man unglücklich miteinander ist.
Oder man trennt sich.
Beides ist keine schöne Lösung, vor allem, wenn Hilfe möglich gewesen wäre!
Anliegen 2 – Eiskalt erwischt
Es kann manchmal verflixt schnell gehen:
Ehe man es sich versieht, steckt man mitten in einer schwerwiegenden Krise, etwa durch einen Vertrauensbruch, einen Seitensprung/eine Affaire oder eine Eskalation während des letzten Streits, dessen Heftigkeit einen oder beide Partner:innen sehr verletzt hat.
Möglicherweise steht bei Ihnen sogar die Überlegung einer Trennung greifbar im Raum und überrennt Sie mit Gefühlen der Hilflosigkeit und Verzweiflung.
Ziel eines möglichst schnellen Eingreifens durch Paarbegleiter:innen:
Beruhigung erfahren und den Boden unter den Füßen wieder spüren können.
Und:
Eine kurzfristige und für beide Partner:innen stimmige Lösung erarbeiten, wie es für diesen und die nächsten Tage mit Ihnen (und eventuell auch mit Ihren Kindern) weitergehen kann.
In weiteren Terminen gilt es, das Thema in aller Gründlichkeit anzuschauen, den eigenen wie gemeinsamen Standort zu bestimmen, Befürchtungen, Ängste, Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen offen zu artikulieren, Verletzungen aufzuarbeiten und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.
Ein wichtiger Hinweis:
Bitte sprechen Sie den/die von Ihnen ausgesuchte:n Paarbegleiter:in offen darauf an, dass Sie am besten noch vorgestern einen Termin brauchen.
Scheuen Sie sich nicht, „aufdringlich“ zu werden. Er oder sie wird Sie zu den augenblicklichen Umständen befragen und dann ganz sicher versuchen, Sie zügig unterzubringen.
Hier gibt es oftmals Anknüpfungen oder Überschneidungen zu
Anliegen 3 – Und plötzlich ist … irgendwie … alles ganz anders!
Dies kann von einem Moment zum nächsten geschehen, etwa wenn Sie sich als Paar in einer für Sie bis dahin unbekannten Situation wiederfinden – eine Situation, die einen oder beide Partner:innen sehr verunsichert und keinen Ausblick gewährt, wie es weitergehen kann.
Sie leiden unter dem zermürbenden Gefühl, im Gedankenkarussell festzustecken und bei Ihrer Suche nach einer Lösung auf der Stelle zu treten.
Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn
- ein/e Partner:in – und dies scheinbar aus heiterem Himmel – „nur noch raus aus der Beziehung“ will (und selbst keine Erklärung dafür hat oder keine Erklärung geben will)
- irgendetwas nicht näher Bestimmbares (plötzlich) Ihre Gefühle füreinander oder Ihren Umgang miteinander auf ungute Weise verändert hat. So fühlen Sie vielleicht Aggression in sich hochsteigen, wenn der andere auch nur Piep sagt. Oder Sie haben den Eindruck, in seiner/ihrer Nähe zu „ersticken“.
- eine berufliche Neuorientierung zwangsläufig Ihre Beziehung maßgeblich beeinflusst (oder beeinflussen würde): „Das ist ja schön, dass du in L. deinen Traumjob gefunden hast! Und was ist mit uns? Was ist mit mir? Ich darf mir dann auch was anderes suchen. Mensch, eine Stelle wie diese kriege ich nie wieder! Und denkst du auch mal an die Kinder, die hier ihr Umfeld haben, ihre Schule, ihre Freunde?“
Das beraterische oder therapeutische Vorgehen:
Sie ein wenig zur Ruhe bringen. Eine vertrauensvolle und Sicherheit vermittelnde Atmosphäre schaffen, so dass Sie sich in Ihren Gedanken und Gefühlen klar wahrnehmen können.
Auf dieser Basis können Paarbegleiter:innen weitere Schritte mit Ihnen besprechen und Sie bei diesen Schritten stützen und unterstützen.
Besteht erheblicher Leidensdruck und kommen Sie einfach nicht mehr „runter“, benötigen Sie unbedingt einen kurzfristigen Termin!
Anliegen 4 – Wüstenklima wider Willen
Es ist nicht zu übersehen, nicht zu überhören und erst recht nicht zu „überfühlen“:
Sie haben sich mit den Jahren mehr und mehr auseinandergelebt. Das Lebendige, Bunte und Besondere in Ihrer Verbindung scheint verblasst, und der jeweils andere ist im Grunde selbstverständlich geworden. Das Leben und den Alltag zu zweit (mit oder ohne Kinder) empfinden Sie nur noch als Routine – man funktioniert eben.
Aber genau das ist es, was Sie nicht wollen!
Auch wenn der Alltag immer seinen Tribut fordert, auch wenn Gewohnheit und Gewohnheiten in Beziehungen nie ganz zu vermeiden sind, so wollen Sie doch kein farbloses Nebeneinanderher. Sie wünschen sich eine Partnerschaft, die diese Bezeichnung wirklich verdient!
Übrigens ist dies eines jener Paarprobleme, bei dem Sie in einer Begleitung mit allem rechnen müssen:
Von einer einzigen bis hin zu vier, fünf, sechs … zehn Sitzungen ist alles drin!
Mein Rat:
Begegnen Sie diesem Thema am besten mit der Haltung, die man hat, wenn man ein Überraschungspäckchen öffnet. Erwarten Sie „ereignisreiche“ Zeiten und seien Sie gespannt, auf welche Weise Ihr(e) Begleiter:in Ihnen – in einem absolut positiven Sinne – „Beine machen“ wird.
Das heißt dann auch:
Sie werden sich aus Ihrem scheinbar so gemütlichen Beziehungs-Sesselchen herausschälen „müssen“. Und vermutlich erstaunt sein, was es jenseits der faden, geschmacklosen und etwas derben Gewohnheits-„Schale“ zu entdecken gibt.
Freuen Sie sich darauf!
Ihr Anliegen ist ein ganz anderes?
Unabhängig davon, ob sich Ihre Problematik in die vorgestellten Kategorien einordnen lässt, eine Mischform darstellt oder völlig unterschiedlich geartet ist:
Ein erstes Gespräch dient unter anderem der Standortbestimmung und der Klärung. Beides wiederum ist die Basis für ein effektives Arbeiten an Ihren Themen.
Sie können also immer einen Termin mit einer Paarbegleiterin oder einem Paarbegleiter vereinbaren – selbst dann, wenn Sie im Grunde nur bemerken, dass irgendetwas nicht stimmt.
Beispiel:
Sie denken schon seit geraumer Zeit, dass doch „eigentlich“ alles passt, dass Sie doch „eigentlich“ glücklich und zufrieden sein „sollten“, aber dieses Gefühl will sich einfach nicht (mehr) einstellen.
Auch mit solchen Fragestellungen können Paarbegleiter:innen umgehen.
Und:
Es kommt häufiger vor, als Sie denken!
PS: Bei sexuellen Problemen werfen Sie bitte einen Blick in Besondere Themen und Beratungsformate.
