Wie arbeiten Paartherapeutinnen und Paartherapeuten?

Seriöse Paartherapeut:innen (oder Paarberater:innen und Paarcoaches, kurz: Paarbegleiter:innen) gehen für eine überschaubare Zeit an Ihrer Seite: engagiert, freundlich und in friedvoller Atmosphäre.

Dies entspricht nicht nur ihrer Ausbildung, sondern ist auch der Anspruch, den sie in aller Regel an sich selbst haben.

Selbst wenn sie sich in Ausbildung und Arbeitsweise unterscheiden, ist ihre Gesprächsführung einfühlend und trotzdem klar und direkt (oder sollte es jedenfalls sein).

Das heißt:

Gemeinsam mit Ihnen bringen Paarbegleiter:innen die Probleme auf den Punkt, ohne zu bewerten oder gar mit dem „moralischen Zeigefinger“ zu wackeln.

Worauf es ankommt

Die Kunst im Begleiten von Menschen besteht ja gerade darin, aufzurichten statt herabzudrücken, Mut zu machen statt Unsicherheit zu säen – und das Zutrauen in die eigene Fähigkeit zu stärken, Probleme in Angriff nehmen sowie Lösungen finden und diese umsetzen zu können.

Ob hierfür bereits alles Nötige vorhanden ist oder ob erst noch etwas entwickelt bzw. erworben* werden muss, gilt es mit Sorgfalt herauszufinden.

*Hüten Sie sich um Himmels willen vor Personen, die behaupten, Klient:innen und Patient:innen würden bereits „alles in sich tragen“, was sie brauchen, um mit ihren Problemen klarzukommen. Man müsste es nur noch „entdecken“ oder „von Blockaden befreien“.

Das gibt es, keine Frage.

Aber eine absolute Aussage daraus zu machen, ist psychologischer Unsinn. Und gefährlich.

Denn wenn es nicht so vorwärtsgeht, wie es sich Berater A, Therapeutin B oder Coach C vorstellt … ja, wer ist dann schuld?

Wo doch vermeintlich schon alles vorhanden ist und nur noch ausgegraben und genutzt werden muss?!

Wer will da offenbar nicht richtig mitziehen? Spielt vielleicht noch Spielchen und suhlt sich in seiner Unfähigkeit, trotz „professioneller“ Hilfe etwas voranzubringen?

An alle Leute „vom Fach“, die am Märchen der unbegrenzt verschütteten Möglichkeiten, die in uns Menschen schlummern, festhalten und diesen Quatsch auch noch verbreiten:

Bitte mal nach der strukturbezogenen Psychotherapie nach Gerd Rudolf googeln und wofür sie zum Einsatz kommt.

Und wer’s noch immer nicht glauben will, wendet sich bitte an mich. Ich kann gleich mehrere Beispiele aus der eigenen Biografie darlegen, warum ich eben „nicht alles in mir hatte“, um meine Schwierigkeiten bewältigen zu können.

Die Königsdisziplin: Was bedeutet eigentlich Zuhören?

Zuhören heißt:

Richtig hinhören und das Gehörte bei Bedarf achtsam hinter-fragen – nicht infrage stellen!

Ein Infragestellen, auch wenn es freundlich und wohlwollend geschieht, hat meist einen Geschmack von Belehrung, etwa:

„Immer, wenn wir etwas vereinbaren, hält sich M. nicht daran!“

„Ist das wirklich immer so? Ohne eine einzige Ausnahme?“

„Na ja. Hin und wieder klappt es schon. Aber ich ärgere mich halt, weil es oft auch nicht hinhaut und ich mir veräppelt vorkomme. Ihnen würde es umgekehrt sicher genauso gehen!“

Das kann man gesprächstechnisch eleganter lösen!

Bei einer achtsamen, nicht wertenden und nicht belehrenden Gesprächsführung hören Ihnen gut ausgebildete (Paar-)Begleiter:innen sehr intensiv zu und stellen immer wieder interessierte Fragen, um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden und ihr Verständnis für Ihr Anliegen zu vertiefen.

Aus eigener Erfahrung kann ich auf psychologische Gespräche in Beratung, Psychotherapie und Supervision zurückblicken, die mir ein Lehrstück waren und es noch heute sind – ein Lehrstück, wie es nicht sein darf.

Als Klientin, Patientin oder Supervisandin unter solchen Bedingungen geistig-seelisch arbeiten zu sollen, ist nicht möglich.

Und es ist herabwürdigend!

Ganze vier Mal begegnete mir unverhohlenes Desinteresse an meiner Lage und an mir als Mensch. Dies äußerte sich in einer entsprechenden Kommunikation – verbal wie nonverbal.

Schlimmstenfalls war ich mit einem selbstherrlichen, dominanten und zumindest unterschwellig aggressivem Auftreten konfrontiert.

Bestenfalls hatte ich es mit „wohlwollender Gleichgültigkeit“ zu tun.

Einmal hatte ich gar die Befürchtung, mein Gesprächspartner würde mir, noch während er sprach, einfach wegnicken!

So geht’s nicht!

Sollte Ihnen etwas auch nur annähernd Vergleichbares im Erstgespräch oder wiederholt in Folgegesprächen begegnen:

Seien Sie nicht so „gutmütig“ wie ich früher. Stehen Sie auf, bezahlen die Zeit, die Sie in Anspruch genommen haben, und lassen sich den Weg nach draußen zeigen. Alles andere läuft unter der Überschrift Verschwendung.

Und:

Seien Sie froh, dass sich so eindeutig zeigt:

Hier passt etwas nicht!

Kommen wir abschließend zu einem erfreulicheren Thema. Es lautet in aller Schlichtheit:

Eigenlob stimmt!

(Sabine Asgodom, Managementtrainerin)

Deshalb:

Loben Sie sich! Ganz ungeniert!

Mit dieser Aufforderung befördern Paarbegleiter:innen keine ungesund narzisstischen Tendenzen (und wenn, sind sie ohnehin schon vorhanden).

Berater:innen, Coaches und Therpeut:innen geht es darum, Sie mit Ihren Fähigkeiten, Ihren Fertigkeiten und Ihren ganz individuellen (Persönlickeits-)Eigenschaften noch besser kennen zu lernen.

Im Normalfall müssen Sie mit keiner wie auch immer vorstellbaren negativen Reaktion rechnen, weder in Worten noch in Mimik, Gestik und Körperhaltung.

Denn häufig wird im Alltagsleben deutlich signalisiert, dass eine positive Meinung über sich selbst oder gut gemeisterte Situationen, über die man berichtet, unerwünscht sind – meist ausgerechnet von solchen Menschen, die es lieben, gelobt zu werden und die gern über sich und ihre „Heldentaten“ sprechen.

Motto: „Ich nehme deine Anerkennung und den Raum, den du mir gibst (oder den ich mir nehme), um Gutes über mich zu sagen, gerne an. Und ich erwarte, dass du mir wohlwollend und bewundernd zuhörst. Aber dir steht solches nicht zu.

Honig in den Bart?

Natürlich wird (oder sollte) man Ihnen in Paarberatung, Paartherapie oder im Paarcoaching nicht den Bauch pinseln, aber ich will Sie ermutigen:

Sprechen Sie über sich. Trauen Sie sich zu erzählen, was Sie gut an sich finden, was andere Positives über Sie sagen und wie Sie mit dieser oder jener schwierigen Situation umgegangen sind.

Halten Sie sich, wenn Sie gefragt werden, nicht aus falscher Bescheidenheit oder der Sorge, man könnte es fehlinterpretieren, zurück.

Dieses Wissen ist für Ihre:n Paarbegleiter:in eine Schatzkiste!

Er oder sie wird mit Ihnen zusammen alles (im Moment Greifbare) aus dieser Schatzkiste „herausholen“, auf bisher nicht ausreichend Gewürdigtes deuten (da für Sie zu selbstverständlich und daher nicht in Ihrem Fokus) und mit Ihnen zusammen Ihre „psychologischen Kronjuwelen“ aufpolieren – z. B. Ihre grundsätzlich vorhandene, aber nicht befriedigend gelebte Fähigkeit, für die eigenen Belange und Bedürfnisse einzutreten.

So kann die Erkenntnis, über welche Möglichkeiten und vielleicht sogar Besonderheiten Sie verfügen, für Sie zur Kraftquelle werden.

Nutzen Sie sie!

PS: Was ich in diesem Beitrag nicht extra erwähnt habe, ist die Neutralität bzw. Allparteilichkeit von Paar- und Familienbegleiter:innen, die Sie als selbstverständlich voraussetzen dürfen.

Unter dem Menüpunkt Auf neutralem Boden können Sie einige Sätze darüber lesen.

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