(oder Paarberater:innen und Paarcoaches, kurz: Paarbegleiter:innen)
5 Minuten Lesezeit
Knapp formuliert könnte man es so ausdrücken:
Alle Paarbegleiter:innen arbeiten an denselben Themen und sind bestrebt, ein vordringliches Ziel zu erreichen:
Das Fördern oder Wiederherstellen von gegenseitigem Respekt, Wertschätzung, aufrichtiger Achtung und gefühlvoller Achtsamkeit.
Gelingt dies, ist eine Partnerschaft trotz aller individuellen Unterschiede eine Gemeinschaft auf Augenhöhe.
Das nicht immer bewusste Bedürfnis, den anderen im Falle eines Konflikts „nach allen Regeln der Kunst zu verletzen und unterzubuttern“ (O-Ton eines Klienten), sich einzuigeln (nicht mehr reagieren) oder zurückzuziehen (die „Flucht“ ergreifen) macht einem ehrlichen und zugleich liebevollen Umgang miteinander Platz – nicht zuletzt in Situationen, in denen es mal „knirscht“, was zu jeder gesunden (!) Beziehung ganz natürlich dazugehört.
Konkret bedeutet ein ehrlicher und zugleich liebevoller Umgang, wobei ich für diesen Beitrag nur zwei Punkte herausgreife:
Keine Angst vor Aggression!
Aggression darf und muss sein! Auch wenn dies im ersten Augenblick widersprüchlich klingt.
Denn:
Zu einem liebenden und damit aufrichtigen Miteinander gehört es, unsere Gefühle nicht verbergen und uns nicht verstellen zu müssen.
Was selbstverständlich nicht zum Freibrief für rücksichtloses Benehmen werden darf à la „Ich drücke ja nur offen aus, was mir nicht passt.“.
Aber:
Kann es sein, dass echte Chancen vergeben werden, wenn wir tunlichst jeden aggressiven Impuls in uns (und vielleicht auch im anderen) zu unterdrücken versuchen?
Was passiert in diesen Fällen mit uns, mit dem anderen, mit der Beziehung als solcher?
Und:
Wenn Aggression für eine gelingende Beziehung tatsächlich unerlässlich ist, auf welche Weise sollte sie sich äußern?
Gibt es hier irgendwelche „Vorgaben“ oder „Richtlinien“?
Was ist unter gesunder, notwendiger Aggression zu verstehen?
Wie sollen wir uns gegenüber der eigenen und gegenüber der Aggression des anderen verhalten, wie kommen wir im Alltag und besonders auch in Ausnahmesituationen damit klar?
Die Antworten auf diese Fragen – und die richtigen Schlüsse daraus – sind von herausragender Bedeutung für Ihre psychische Verfassung und für die Zukunft Ihrer Verbindung.
Diese Antworten und Schlussfolgerungen werden mit darüber entscheiden, wo Sie in sechs Monaten, in zwei, drei oder mehr Jahren stehen werden.
Ich würde Ihnen wünschen:
Auf sicherem Boden. Der darf dann auch einmal wackeln und sogar kurzfristig „beben“… und hält trotzdem stand!
Was die wenigsten vermuten
Die größte Gefahr für eine Beziehung sind nicht Konflikte an sich, sondern nicht wirklich ausgetragene, nicht bereinigte Konflikte.
Sie schwelen und brodeln im Untergrund und können eben deshalb enormen Schaden anrichten.
Hier kann uns unsere Fähigkeit zur Aggression, in der richtigen Weise verstanden und eingesetzt, unschätzbare Dienste leisten.
Wer das Thema Aggression bisher nur in der Problem-Ecke geparkt hat, wird erstaunt sein über das, was in positivem Sinne durch sie bewirkt und sogar (aus-)gelöst werden kann.
Also:
Arbeiten Sie mit Ihrer Paarbegleiterin oder Ihrem Paarbegleiter an Ihren aggressiven Gefühlen, geben Sie ihnen Ausdruck, fassen Sie sich ein Herz, diese Quelle für Kraft und Energie ohne die üblichen Vorbehalte kennen zu lernen … und lassen Sie sich überraschen.
Auch von sich selbst!
Endlos. Ergebnislos. Ratlos. Und oft auch noch schlaflos …
Ein weiterer Aspekt, den ich unter der Überschrift Was machen Paartherapeutinnen und Paartherapeuten eigentlich genau? gerne näher beleuchten möchte, betrifft die Art unseres häufigen Miteinandersprechens. In der Paararbeit ist dies eines der wesentlichsten Arbeitsfelder.
Der Psychoanalytiker und Paartherapeut M. L. Moeller trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er feststellt:
„Die bis zum Überdruss bekannten Streitstrategien und Partnerschaftsdebatten, diese endlose Beziehungsdiskutiererei – das sind keine Zwiegespräche, das sind Zwiespaltgespräche.“
Gern debattieren wir dann auch noch zu einer Zeit und an einem Ort, die sich beide als ungeeignet erweisen: zu nachtschlafender Stunde im Bett.
Was am Ende dabei herauskommt, ist den meisten von uns wohlbekannt und lässt sich in einem Satz zusammenfassen:
Eine fruchtlose Schinderei, die alles nur schlimmer macht!
Jetzt mal ganz anders!
Hat sich ein derartiger und zu nichts führender Hin- und Her-Schlagabtausch als fester Beziehungsbestandteil etabliert, ist es an der Zeit, alles bisher Erfolglose sein zu lassen und neue Wege zu gehen – nicht zuletzt, weil jeder Bereich der Verbindung unausweichlich leidet.
Erfreulicherweise gibt es Hoffnung – durch ein regelmäßiges sich Austauschen:
„[…], bewirken solche Zwiegespräche ein freundlicheres Klima in der Beziehung. Ja, sie können als seelisches Aphrodisiakum gelten. Denn fast alle erotischen Störungen und Flauten entstehen, weil wir – oft ohne es gewahr zu werden – Probleme mit unserer Beziehung haben; weil wir zu wenig über unsere wirklichen Wünsche und Ängste sprechen; und weil sich Missverständnisse zwischen uns legen.“
Ich möchte Moellers Worte noch einmal wiederholen, weil sie von so eminenter Bedeutung sind:
„Weil wir zu wenig über unsere wirklichen Wünsche und Ängste sprechen; und weil sich Missverständnisse zwischen uns legen.“
Kürzer und prägnanter kann man eine der wesentlichsten Gründe so vieler Beziehungsschwierigkeiten und ihre mitunter langjährige Entwicklungsgeschichte kaum auf einen Nenner bringen.
„Sich lieben“, schreibt Moeller, „heißt vor allem: sich verstehen. Das ist: verstanden werden und sich verständlich machen. Und das bedeutet: gut miteinander reden können. Die Kunst des Liebens gründet auf dem wechselseitigen Gespräch, dem ‚Kreislauf des Paares’. Glückliche Paare unterscheiden sich darin von unglücklichen.“
Aus „Die Wahrheit beginnt zu zweit – Das Paar im Gespräch“ von Michael Lukas Moeller, Seite 14 und 15. Die Fettmarkierungen in den Zitaten stammen von mir.
Wie man zu einem solch glücklichen Paar werden kann, erfahren und erlernen Sie in einer Paarbegleitung.
Es ist alle Mühe wert!
